1914

Allgemein 1914

Vorstände 1914

ORV

1. Vorsitzender Bruno Maier
2. Vorsitzender Georg Kräger
Fahrwart Jean Knöß
Stellvertrender Fahrwart Carl Döbel
Stellvertretender Materialwart Philipp Schira
Rechner David Lauer
Materialverwalter Heinrich Baitz
Schriftführer Richard Heck
Stellvertretender Schriftführer Paul Mönnich
Vertreter der Passiven H. Nagel
Peter von der Heyd

Verstorbene Mitglieder 1914

Martin Wendling (1864/1865 - 24.10.1914 )

Mitglieder 1914

ORV

Ehrenmitglieder 9
Aktive Mitglieder 53
Unterstützende / Passive Mitglieder 115
Gesamt 177

Aus der ORV Chronik

1914 - 1919

Nach wechselnden Erfolgen in den Jahren 1911 bis 1913 beginnt am 1. August 1914 der 1. Weltkrieg. Aus diesem Kriege kehren viele unserer Ruderkameraden nicht mehr zurück. Es sind die Herren:

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AAA AAA= † 1914-1918

Heinz Ahrens
Willi Böhmer
Ernst Endres
Karl Gerhardt
Robert Hoth
Karl Augenthaler
Richard Heck
Heinrich Müller
Lorenz Seibold
Ludwig Sand
Peter Gaubatz
Heinrich Gripp
Theo Reiss
Richard Ruppenthal
Hermann Tätzner
Ernst Busch

</diagram>


Als der Krieg zu Ende ist, steht dem ORV eine schwere Zeit bevor. Die Reihen unserer Mitglieder sind gelichtet und ein gutes Stück deutschen Sportlebens ist vernichtet worden. Große Werte für unser Heimatland sind verloren gegangen.
Trotzdem regt sich bald wieder der Wille zu neuem Aufbau im familiären Sinne durch Ausflüge der Mitglieder des ORV.
Nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II am 19. November 1918 ist in Offenbach vieles anders geworden.
Die Arbeiter- und Soldatenräte regieren hier.
Im Jahre 1917 ist bereits der Zar abgesetzt worden; in Russland findet in diesem Jahre die kommunistische Oktoberrevolution statt, die die Grundlage der sozialistischen Bewegung in der Weh werden soll. 1919 beginnt das Jahr mit der ersten Arbeitslosigkeit.
Offenbach hat über 3 ½ Tausend männliche und weibliche Arbeitslose: Am 18. April 1919 wird beim Karfreitagsputsch die Kaserne in der Bieberer Straße gestürmt. Es gibt 17 Tote und 26 Verletzte.
1919 wird auch der Güterbahnhof in Betrieb genommen. Offenbach hat knapp 75.000 Einwohner; 7.000 Einwohner werden vermisst, 2.000 sind im Krieg gefallen.

Zeiungsberichte

Seite: 201

Offenbach a. M.

Das günstige Wetter war nicht ohne Einfluss auf die Sporttätigkeit, denn es waren alle Vereine fleissig bei der Arbeit. Der RV v. 1874 hatte zwei Vierer auf dem Wasser. […] Der Hellas hatte einen Vierer zusammengesetzt, in dem man den frührer im RV 1874 erfolgreich tätig gewesenen Schlagmann J. Müller sah. […]

Im Bootshaus der RV 1874 wurde dieser Tage eingebrochen und sich verschiedene Uniformstücke und dergleichen entwendet worden. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Wassersport Nr. 7 - 7. Mai 1914

Seite: 275

Offenbach a. M.

Der Offenbacher RV v. 1874 begeht am 16. Und 17. Mai seine vierzigjährige Jubelfeier. Am 16. Abends findet im Bootshause eine akademische Feier mit nachfolgendem Kommers statt. Am Sonntag, den 17. Mai wird Anrudern abgehalten, abends ist im Saale des Stadtgartens großer Festball. Der Offenbacher RV v. 1874 ist aus dem 1874 gegründeten Offenbacher RC „Teutonia“ hervorgegangen, der sich 1877 mit dem Offenbacher RC „Victoria“ zum Offenbacher RV vereinigte. Unter dem Namen Offenbacher RV bestand von 1868 bis 1871 ein recht leistungsfähiger Ruderverein in Offenbach a. M.

Wassersport Nr. 8 - 12. Februar 1914

Seite: 98

Offenbach a.M.

Die hiesigen drei Verbandsvereine werden in der kommenden Saison in gewohnter Stärke am Platze sein. Im Offenbacher Ruderverein v. 1874 wird das Training von dem alten Rennsteuermann Schütz geleitet werden. Es wird ein Achter mit gemischter Mannschaft oder mit Junioren herauskommen, ferner je ein Senior und ein Junior-Vierer.

Wassersport Nr. 15 - 9. April 1914

Seite: 208

Offenbach a. M.

Im Offenbacher RV. V. 1874 hat der frühere Rennsteuermann Schütz, der einige Jahre bei der Offenbacher RG „Undine“ als Mitglied und bei der Frankfurter RG „Germania“ als Ruderlehrer tätig war, die Trainingsleitung übernommen. Dem Anscheine nach wird Herr Schütz zunächst einen Junior und einen Jungmann-Vierer herausbringen.

Rudersport Nr. 20 - 13. Mai 1914

Seite: 280

Offenbach a.M.

Der Ruderverein kann am 15. d.M. auf eine 40 jährige Tätigkeit zurückblicken. Er gehört dem DRV seit seiner Gründung an und hat alljährlich versucht, auf Regatten zu erscheinen. Sogar im Jahre 1906, wo ihm sein Bootshaus niedergebrannt war, hat er durch die Hilfe der „Undine“ und anderer Vereine und Freunde es fertiggebracht, rennsportlich tätig zu sein. Er gewann in jenem Jahre bei der Frankfurter Regatta sogar den Preis „Preis der Stadt Frankfurt“. Der Verein hat 8 Ruderer im Training, die im Juniorachter und im zweiten Vierer rudern. Es sind meist kräftige Leute, die unter der jetzigen Leitung wohl auch erfolgreich abschneiden dürften.

Wassersport Nr. 20 - 14. Mai 1914

Seite: 294

Offenbach a. M.

Die Mannschaften der drei Offenbacher Vereine haben sich, seitdem alle im Rennboot sitzen, günstig weiterentwickelt. Der Offenbacher RV v. 1874 hat einen Achter besetzt mit Junioren und Jungmannen, sowie einen Junior und einen Jungmannen-Vierer. Die Arbeit im Wasser ist ausgiebig, der Einsatz ist energisch und es wird gleichmäßig bis ans Ende durchgezogen. Die Körperarbeit zeigt mitunter bei raschem Tempo einige Fehler, die sich noch werden beheben lassen.

Wassersport Nr. 21 - 21. Mai 1914

Seite: 315

Offenbach a. M.

Der Offenbacher RV v. 1874 feierte am 16. und 17. Des Monats sein 40jähriges Jubiläum. Am 2. Mai 1874 erwarben vier junge Leute, die Herren Jean Duttiné, August Keller, Valentin Schneider, Fritz Wagner und Wilhelm Heil ein vierrudriges deutsches Dollenboot aus Eichenholz aus privater Hand von Frankfurt am Main. Schon im Jahre 1868 hatte sich in Offenbach der „Offenbacher Ruder Verein“ gebildet, dessen Schlagmann Hasenbach vor wenigen Jahren verstorben ist. Der Offenbacher Ruder-Verein von 1868 wurde von einem Engländer Read geleitet, der in Oxford studiert hatte und in Offenbach als Sprachlehrer wirkte. Der Verein besaß einen Sechser und einen Vierer. Der Vierer verunglückte bei Hochwasser an der Offenbacher Schiffbrücke, wobei ein Ruderer ertrank. Dieser Verein löste sich im Jahre 1872 auf, da die Mehrzahl der Mitglieder verzog oder sich anderen Sportzweigen zuwendete. Der im Mai gegründete Club nannte sich nach dem Namen seines Bootes Offenbacher Ruder-Club Teutonia. Zwei Jahre hindurch war die Teutonia das einzige Boot, welches in Offenbach den Mainstrom belegte. Im Jahre 1876 entstanden die Offenbacher RG „Undine“ und der Offenbacher Ruder-Verein Victoria. Der Verein Victoria schloß sich 1877 mit dem Ruder-Club v. 1874 zusammen.

Die nächste Erwerbung war ein Halb-Ausleger, den der Frankfurter Ruder-Verein abgab. Dieses Boot von Stämpfli-Zürich erbaut, konnte mit seiner Mannschaft im Jahre 1878 auf der Frankfurter Regatta den ersten Sieg für Offenbach erringen. Von dieser Zeit ab blühte der Offenbacher Ruder-Verein, besonders trat er 1881 hervor, als eine Mannschaft inder Ausleger Gig „Alice“ fünf Siege nacheinander gewann. Auf vielen Regatten haben die Mannschaften des Offenbacher Ruder-Vereins mit Erfolg gestartet. Der Einerfahrer Stadtmüller konnte sogar in Amsterdam ein Rennen gewinnen. Im ganzen gewann der Verein 65 Ehrenpreise. Die erste Niederlassung des Ruder-Vereins war an der Badeanstalt von Neumayer, später wurde in der Karlstraße, 1881 in der Mainlust ein Bootshaus gebaut. 1893 musste der Verein den Uferbauten weichen. Er siedelte sich am rechten Mainufer gegenüber dem Offenbacher Schloß an. Dies Ruderheim brannte 1906 mit dem gesamten Inventar ab. Der Ruder-Verein fand, so lange er kein Bootshaus besaß, bei der benachtbarten Undine Unterkunft.

Den Bemühungen der Stadverordneten Theodor Böhm gelang es bald, die Mittel zur Errichtung eines neuen Bootshauses zu beschaffen. Dieses Haus steht an der alten Stelle; es ist einfacher aber allen Bedürfnissen Rechnung tragender Bau. Im Jahre 1899, als der Verein zur Feier seines 25 jährigen Jubiläums eine Regatta abhielt, hatte er das Unglück, dass ihm auf dem Regattaplatze die Bootshalle einstürzte, wobei alle Boote zerschmettert wurden.

Aus all diesen Schicksalsschlägen ist der Offenbacher Ruder-Verein siegreich hervorgegangen. Er steht heute mit seiner stattlichen Mitgliederzahl in der Reihe der gleichstrebenden Vereine an geachteter Stelle. Auch in diesem Jahre wird er für seine Flagge mit tüchtigen Mannschaften kämpfen. Der am Samstag Abend in der festlich geschmückten Bootshalle abgehaltene Festkommers nahm unter außerordentlich zahlreicher Teilnahme der Vereinsmitglieder, Vertreter sämtlicher hiesigen Sportsvereine, sowie viele Freunde und Gönner des Vereins einen recht schönen Verlauf.

Als Vertreter der Stadt wohnten die Beigeordneten Porth, Weil und Eißnert der Feier bei. Musikalische Darbietungen des Ersten Offenbacher Soloorchesters umrahmten die stimmungsvolle Feier, die von den exakten Gesangsvorträgen des Offenbacher Soloquartetts in harmonischer Weise abgewechselt wurden.

Die Begrüßungsansprache hielt das verdienstvolle Vereinsmitglied Georg Kräger, der einen geschichtlichen Rückblick über die Vereinstätigkeit gab. Fräulein Rehn trug danach in ausdrucksvoller Weise einen sinnigen Festprolog vor, der Phillipp Becker zum Verfasser hat.

Den Reigen der Beglückwunschansprachen eröffnete Beigeordneter Porth, der die Glückwünsche der Stadt Offenbach überbrachte. Es hielten weitere Ansprachen Assessor Hager namens des Offenbacher Rudervereins „Hellas“, Fabrikant Loos (Schützenverein), Mayer als Vertreter des Aschaffenburger Ruder-Clubs 1899, Philipp Becker vom Offenbacher Schwimm-Verein, Gustav Dambruch (Offenbacher Turngesellschaft), Karl Schäfer (Offenbacher Turnverein), Johann Wiedermayer (Offenbacher Rudergesellschaft „Undine“), Schwerer (Offenbacher Turngemeinde), Peter Fuchs (Vogelsberger Höhen-Club), Walther (Ruder-Club „Germania“), Volz (Uferkritik), Müller (Fechenheimer Ruder-Verein) und Polizeikommisar Stein (Fechenheim).

Der zweite Festtag brachte am Morgen die Taufe des neuen Achters, die von dem Ersten Vorsitzenden des Vereins Kopf, in der üblichen Weise vollzogen wurde. Das Boot erhielt den Namen Weser. Nachmittags fand das Vereinsrudern unter recht zahlreicher Beteiligung statt. An der Auffahrt der Boote beteiligten sich neben den Vereinsbooten mit 45 Ruderern auch mehre Boote der hiesigen Ruder-Vereine. Den Abschluss der Festlichkeit bildete ein Ball, der am Abend in den Räumen des Stadtgartens abgehalten wurde.

Wassersport Nr. 21 - 21. Mai 1914

Offenbach a. M.

Der Offenbacher RV v. 1874 feierte am 16. und 17. Des Monats sein 40jähriges Jubiläum. Am 2. Mai 1874 erwarben vier junge Leute, die Herren Jean Duttiné, August Keller, Valentin Schneider, Fritz Wagner und Wilhelm Heil ein vierrudriges deutsches Dollenboot aus Eichenholz aus privater Hand von Frankfurt am Main. Schon im Jahre 1868 hatte sich in Offenbach der „Offenbacher Ruder Verein“ gebildet, dessen Schlagmann Hasenbach vor wenigen Jahren verstorben ist. Der Offenbacher Ruder-Verein von 1868 wurde von einem Engländer Read geleitet, der in Oxford studiert hatte und in Offenbach als Sprachlehrer wirkte. Der Verein besaß einen Sechser und einen Vierer. Der Vierer verunglückte bei Hochwasser an der Offenbacher Schiffbrücke, wobei ein Ruderer ertrank. Dieser Verein löste sich im Jahre 1872 auf, da die Mehrzahl der Mitglieder verzog oder sich anderen Sportzweigen zuwendete. Der im Mai gegründete Club nannte sich nach dem Namen seines Bootes Offenbacher Ruder-Club Teutonia. Zwei Jahre hindurch war die Teutonia das einzige Boot, welches in Offenbach den Mainstrom belegte. Im Jahre 1876 entstanden die Offenbacher RG „Undine“ und der Offenbacher Ruder-Verein Victoria. Der Verein Victoria schloß sich 1877 mit dem Ruder-Club v. 1874 zusammen.

Die nächste Erwerbung war ein Halb-Ausleger, den der Frankfurter Ruder-Verein abgab. Dieses Boot von Stämpfli-Zürich erbaut, konnte mit seiner Mannschaft im Jahre 1878 auf der Frankfurter Regatta den ersten Sieg für Offenbach erringen. Von dieser Zeit ab blühte der Offenbacher Ruder-Verein, besonders trat er 1881 hervor, als eine Mannschaft inder Ausleger Gig „Alice“ fünf Siege nacheinander gewann. Auf vielen Regatten haben die Mannschaften des Offenbacher Ruder-Vereins mit Erfolg gestartet. Der Einerfahrer Stadtmüller konnte sogar in Amsterdam ein Rennen gewinnen. Im ganzen gewann der Verein 65 Ehrenpreise. Die erste Niederlassung des Ruder-Vereins war an der Badeanstalt von Neumayer, später wurde in der Karlstraße, 1881 in der Mainlust ein Bootshaus gebaut. 1893 musste der Verein den Uferbauten weichen. Er siedelte sich am rechten Mainufer gegenüber dem Offenbacher Schloß an. Dies Ruderheim brannte 1906 mit dem gesamten Inventar ab. Der Ruder-Verein fand, so lange er kein Bootshaus besaß, bei der benachtbarten Undine Unterkunft.

Den Bemühungen der Stadverordneten Theodor Böhm gelang es bald, die Mittel zur Errichtung eines neuen Bootshauses zu beschaffen. Dieses Haus steht an der alten Stelle; es ist einfacher aber allen Bedürfnissen Rechnung tragender Bau. Im Jahre 1899, als der Verein zur Feier seines 25 jährigen Jubiläums eine Regatta abhielt, hatte er das Unglück, dass ihm auf dem Regattaplatze die Bootshalle einstürzte, wobei alle Boote zerschmettert wurden.

Aus all diesen Schicksalsschlägen ist der Offenbacher Ruder-Verein siegreich hervorgegangen. Er steht heute mit seiner stattlichen Mitgliederzahl in der Reihe der gleichstrebenden Vereine an geachteter Stelle. Auch in diesem Jahre wird er für seine Flagge mit tüchtigen Mannschaften kämpfen. Der am Samstag Abend in der festlich geschmückten Bootshalle abgehaltene Festkommers nahm unter außerordentlich zahlreicher Teilnahme der Vereinsmitglieder, Vertreter sämtlicher hiesigen Sportsvereine, sowie viele Freunde und Gönner des Vereins einen recht schönen Verlauf.

Als Vertreter der Stadt wohnten die Beigeordneten Porth, Weil und Eißnert der Feier bei. Musikalische Darbietungen des Ersten Offenbacher Soloorchesters umrahmten die stimmungsvolle Feier, die von den exakten Gesangsvorträgen des Offenbacher Soloquartetts in harmonischer Weise abgewechselt wurden.

Die Begrüßungsansprache hielt das verdienstvolle Vereinsmitglied Georg Kräger, der einen geschichtlichen Rückblick über die Vereinstätigkeit gab. Fräulein Rehn trug danach in ausdrucksvoller Weise einen sinnigen Festprolog vor, der Phillipp Becker zum Verfasser hat.

Den Reigen der Beglückwunschansprachen eröffnete Beigeordneter Porth, der die Glückwünsche der Stadt Offenbach überbrachte. Es hielten weitere Ansprachen Assessor Hager namens des Offenbacher Rudervereins „Hellas“, Fabrikant Loos (Schützenverein), Mayer als Vertreter des Aschaffenburger Ruder-Clubs 1899, Philipp Becker vom Offenbacher Schwimm-Verein, Gustav Dambruch (Offenbacher Turngesellschaft), Karl Schäfer (Offenbacher Turnverein), Johann Wiedermayer (Offenbacher Rudergesellschaft „Undine“), Schwerer (Offenbacher Turngemeinde), Peter Fuchs (Vogelsberger Höhen-Club), Walther (Ruder-Club „Germania“), Volz (Uferkritik), Müller (Fechenheimer Ruder-Verein) und Polizeikommisar Stein (Fechenheim).

Der zweite Festtag brachte am Morgen die Taufe des neuen Achters, die von dem Ersten Vorsitzenden des Vereins Kopf, in der üblichen Weise vollzogen wurde. Das Boot erhielt den Namen Weser. Nachmittags fand das Vereinsrudern unter recht zahlreicher Beteiligung statt. An der Auffahrt der Boote beteiligten sich neben den Vereinsbooten mit 45 Ruderern auch mehre Boote der hiesigen Ruder-Vereine. Den Abschluss der Festlichkeit bildete ein Ball, der am Abend in den Räumen des Stadtgartens abgehalten wurde.

Wassersport Nr. 23 - 4. Juni 1914

Seite: 352

Regatta Regatta Frankfurter Regatta-Verein E.V.

31. Mai und 1. Juni 1914

Selten hat man mit größerer Spannung der Frankfurter Regatta entgegengesehen wie in diesem Jahre. Zunächst war sie wieder wie früher der erste süddeutsche Leitungsprüfung in der Saison; sodann wurde sie vom Vorstand des Regatta-Vereins – der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb – auf die Pfingsttage gelegt.

Es fehlte nicht an Schwarzsehenden, die aus dem frühen Termine allerlei missliche Nebenerscheinungen, wie knappe Meldungen, schlechen Besuch usw. prophezeien wußten. Und wie war der Verlauf? Die Meldungen haben sich um fast 40 Boote verringert, dafür standen sie in der Qualität umso höher, der Besuch, so unglaublich es klingen mag war größer wie je zuvor. Der Regattaplatz war dicht besetzt, an der Strecke war ein Gewoge, welches sich nicht beschreiben läßt.

Vom Startplatz, am Ruderdorf entlang bis zur Umfriedung des Regattaplatzes standen die Zuschauer in vielgliedrichen dichten Reihen hintereinander, entsprechend war der Verkehr in den vielen fliegenden Wirtschaften. Namentlich unsere Nachbarstadt Offenbach stellte wieder unzählige Zuschauer.

Der frühe Termin ist übrigens gar nichts neues bei Frankfurter Regatten. In der guten alten Zeit wurde in Frankfurt und in Offenbach manche Regatta im Mai oder am ersten Juli-Sonntage abgehalten, auf welchen stets ein guter Sport zur Geltung kam.

Die Junioren zeigten Mainz in Front. Der Achter und Vierer zeigten viel Schwung, ein flottes Rudern bei harter Wasserarbeit. Dem Achter allerdings gelang es nur mit knapper Not, gehen die Jungmannen der „Undine“ Offenbach zu siegen. Sonst fanden Anerkennung wegen Form und Schnelligkeit die Junioren der Hanauer Ruder-Gesellschaft, der Frankfurter „Germania“ und die Ludwigshafener. Letztgenannte Mannschaft, aus starken Leuten bestehend, ist entschrieben noch verbesserungsfähig. Sehr gut hielten sich auch die Mannschaften von „Hellas Offenbach“, von Nürnberg und von der Wormser Gesellschaft. „Teutonia“, Offenbacher Verein und Griesheim enttäuschten.

Schöne Achter waren in Frankfurt ebenfalls zu sehen. ALeider aber nur ein erstklassiger, und der gehörte dem Mainzer Ruder-Verein. Die zweite Klasse, Kastel, Mannheim Club und Sachsenhausen haben wir schon gewürdigt. An der Spitze der Junioren steht wieder der Mainzer Ruder-Verein, dem allerdings die Jungmannen der „Undine“ gleichzustellen sind. Sehr gut waren auch hier „Germania“ – Frankfurt und Ludwigshafen. An zweiter Stelle gleichwertig und fast die gleichen Zeiten erzielend waren Fechenheim, Frankfurter Verein und Offenbacher Ruderverein. Rennen 13 Vierer Ermunterungspreis

4. Vorrennen
1. RG Worms 7:12 2/5
2. Offenbacher RV v. 1874H. Müller, O. Schrodt, F. Schütz, D. Turner, A. Koch 7:15 2/5
Hanuer RC „Hassia“ nicht gestartet
Frankfurter RG Sachsenhausen nicht gestartet
RV „Hellas“ Offenbach nicht gestartet


Worms bekam nach 500m die Führung. Der Wormser Steuermann legte sich vor das Offenbacher Boot und hielt sich fast über die ganze Strecke vor demselben, fortwähren dem Gegner Schmeißwasser gebend.

Rennen 22 Jungmann-Vierer Preis von der Kaiserley

2. Vorrennen
1. Offenbacher RV v. 1874H. Müller, O. Schrodt, F. Schütz, D. Turner, A. Koch 7:32
2. Mannheimer RG 7:33
Mainzer RG aufgegeben


Mannheim kämpft mir Offenbach, Mainz kann bald nicht richtig mit. Mainz gibt bei 800m auf. Offenbach und Mannheim kämpfen bis ins Ziel, wo Offenbach mit halber Länge siegt.

Entscheidungsrennen
1. RG Worms 6:49
2. Offenbacher RV v. 1874 6:51 4/5
3. Frankfurter RG „Sachsenhausen“ 6:56 2/5
4. Frankfurter RG „Germania“ 7:05


Offenbach und Worms stritten um die Führung. Die beiden fast gleichwertigen Mannschaften konnten ziemlich Abstand zu den Frankfurter Mannschaften erringen, die bis zuletzt um den dritten Platz kämpften.

Wassersport Nr. 24 - 11. Juli 1914

Seite: 379

Regatta Regatta der Frankfurter Ruder-Gesellschaft „Germania“ e.V.

39. Kaiserregatta in Bad-Ems auf der Lahn am Sonntag den 7. Juni Rennen 3 Achter

1. Frankfurter RG „Germania“ 6:43 4/5
2. Offenbacher RV v. 1874K. Zorbach, K. Gerhardt, Th. Reis, O. Schrod, H. Müller, J. Knöß, F. Schütz, D. Turner, St. A. Koch 6:52 3/5
RV Fechenheim aufgegeben


Germania hatte einen sehr harten Kampf gegen Offenbach auszufechten. Die Offenbacher Mannschaft bewies auch in diesem Rennen eine außerordentliche Zähigkeit. Offenbach spurtete bis zum letzten Augenblick, der Sieg wurde mit einer knappen Länge erkämpft.

Rudersport Nr. 28 - 8. Juli 1914

Seite: 424

Regatta Karlsruher Ruder Regatta

am Am 5. Juli 1914Rennen 1 Zweiter Achter

1. Ludwigshafener RV 5:41 2/5
2. Offenbacher RV v. 1874 5:42 1/5


Scharfes Rennen, Offenbacher RV aufgegeben. Mit Luftkastenlänge im Endspurt gewonnen

Rennen 7 Erster Jungmann-Vierer Staatspreis

1. Alemannia Karlsruhe 6:17 4/5
2. Offenbacher RV v. 1874 6:24 3/5



Rennen 14 Ermunterungsvierer Preis vom Rappenwörth

1. Offenbacher RV v. 1874Müller, Schrodt, Schütz, Turner, St. Nagel 6:31 3/5
2. RC Saar, Saarbrücken 6:33 4/5


Nach Kampf gewonnen

Wassersport Nr. 28 - 9. Juli 1914

Seite: 491

Regatta Karlsruher Ruder-Regatta am Sonntag dem 5. Juli 1914

Rennen 7 Erster Jungmann-Vierer Staatspreis

1.Vorrenen
1. Offenbacher RV v. 1874H. Müller, O. Schrodt, F. Schütz, D. Turner, St. A. Koch 6:32 4/5
2. RG „Schwaben“ Heilbronn 6:48 1/5
3. RV „Bayern“ München 6:56 1/5


Die Offenbacher Mannschaft gewann das Rennen mit großem Abstande, nachdem sie schon am Start vorgelaufen war.

Entscheidungsrennen
1. Rheinklub „Allemannia“ Karlsruhe 6:17 4/5
2. Offenbacher RV v. 1874 6:24 3/5
RV Heilbronn von 1908 aufgegeben


Allemannia lässt die Gegner schon am Start nicht im Zweifel, dass sie das Rennen unbedingt gewinnen will. Bald mit über einer Länge führend, rudern die Allemannen davon. Offenbach kämpft auf Leben und Tod gegen Heilbronn. Heilbronn ist bei 1200m erledigt und scheidet freiwillig aus. Mit Aufbietung aller Kraft setzt Offenbach nun den etwa vier Längen voraus rudernden Allemannen nach. Die Offenbacher können auch wirklich etwa eine Länge noch aufholen. Allemannia siegt sicher mit drei Längen vor Offenbach. Der Bugmann der Offenbacher Mannschaft bricht im Ziel zusammen.

Rennen 14 Ermunterungs-Vierer Preis von Rappenwörth

1.Vorrennen
1. Offenbacher RV v. 1874 6:36 2/5
2. RV „Bayern“ München 6:46 1/5
Akademischer RC Karlsruhe aufgegeben


Es kam zu einem heftigen Kampf, in welchem die Akademiker bald geschlagen ausschieden. München und Offenbach kämpften unverdrossen weiter. Offenbach siegte schliesslich mit nicht unerheblichen Vorsprung. München protestierte gegen Offenbach wegen Behinderung im eigenen Fahrwasser. Der Protest wurde vom Schiedsrichter abgewiesen.

Entscheidungsrennen
1. Offenbacher RV v. 1874 6:31 3/5
2. RV Heilbronn von 1908 6:32 4/5
3. RC „Saar“ Saarbrücken 6:33 4/5


Mit wechselnder Führung ging dieses hartnäckige Rennen über die Bahn. Offenbach führte auf der zweiten Hälfte des Kurses mit einer halben Länge. Mit alleräußersten Anstrengung konnte Offenbach mit einer halben Länge siegen. Abermals brach der Bugmann im Ziel zusammen. Saarbrücken folgte als Dritter mit ¾ Längen Abstand hinter dem zweiten.

Rudersport Nr. 30 - 22. Juli 1914

Seite: 464

Regatta Regatta Gießen

am Juli 1914Rennen 2 Junior Achter

1. RG Worms 6:03 1/5
2. Offenbacher RV v. 1874 6:08 4/5


Nach guter Gegenwehr mit 1 ¼ Längen im vorzüglichen Stil gewonnen.

Rennen 16 Großer Achter Wanderpreis des Grosherzogs von Hessen und bei Rhein

1. Frankfurter RG Sachsenhausen 6:07
2. Offenbacher RV v. 1874 6:07 2/5


Nach schönem geschlossenen Rennen mit wechselender Führung im Endkampf mit einer halben Länge gewonnen. Schönstes Rennen des Tages.

Wassersport Nr. 30 - 23. Juli 1914

Seite: 546

Regatta Gießener Ruder-Gesellschaft 1877 e.V.

17. Ruder Regatta am Sonntag den 19. Juli 1914

Schneidig, wenn auch nicht ohne Fehler, war der Achter des Oorv, der gegen Worms und Sachsenhausen zwei gewaltige Rennen fuhr. Rennen 2 Junior Achter

2. Vorrennen
1. Offenbacher RV v. 1874 6:09 2/5
2. Offenbacher RG „Undine“ 6:19 2/5
RV Hellas Offenbach nicht gestartet


Die Mannschaft des Oorv siegt leicht.

Entscheidungsrennen
1. RG Worms 6:03 1/5
2. Offenbacher RV v. 1874 6:08 4/5


Worms kann sich bald einen kleinen Vorsprung sichern. Offenbach kämpft wacker und sucht das Verlorene aufzuholen. Ein Mehrschlag bei 1000m macht Worms frei. Worms rudert mit bemerkenswerter Sicherheit und einheitlicher Arbeit, während im Offenbacher Boot teilweise geschraubt wird. Worms, welches im Endkampf die ungünstige Seite hat, siegt mit 1 ½ Längen

Rennen 16 Großer Achter

1. Frankfurter RG „Sachenhausen“ 6:06 1/5
2. Offenbacher RV v. 1874H. Schmitt, O. Schrod, H. Müller, H. Baitz, K. Döbel, J. Knöß, F. Schütz, D. Turner, St, A. Koch 6:07 2/5
RV „Hellas“ Offenbach nicht gestartet


Offenbach führt längere Zeit, bis Sachsenhausen wieder aufholt. Bei Beginn des Emdkampfes liegen beide Boote fast gleich. Offenbach steuert sehr schlecht, wodurch Sachsenhausen mit einer halben Länge siegen kann.

Rudersport Nr. 32 - 5. August 1914

Seite: 498

Germania ruft ihre Söhne

Wir stehen an einem Wendepunkte der Geschichte Europas, Ein feiger Mord durch die Hand gedungener Buben war der Funkte, an welchem sich der Weltenbrand entzündete, der zuerst unseren Bundesbrüdern Österreich-Ungarn – und nun auch uns das Schwert in die Hand gezwungen hat, um Haus und Herd zu schirmen. Mit beispielloser Langmut hat unser Kaiser, der Fürst des Friedens, in dessen starke Hand das ganze zivilisierte Europa vertrauend die Erhaltung des Weltfriedens gelegen hatte, versucht den Weltenbrand zu verhüten. – Sein ehrliches Mühen war vergebens! – Nun es sei! – Germanias Söhne sind bereit, slawische Frechheit und gallischer Übermut zu züchtigen. – Mit jubelnder Begeisterung sind alle, Mann für Mann, dem Rufe unseres geliebten Kaisers zu den Fahnen gefolgt. Fortgewischt sind alle Unterschiede des Standes und der Parteien. Mit Stolz dürfen wir von uns sagen: „Wir sind ein einig Volk von Brüdern.“ Deutschland ist besser gerüstet denn je, das Volk der Träumer ist längst erwacht; im friedlichen Wettkampf des Sports haben sich unsere mit eiserner Energie zielbewusst für die gewaltigen Strapazen eines etwaigen Krieges vorbereitet. – Nun sind die friedlichen Wettkämpfe des Sports abgesagt, der bitter ernste Kampf fürs Vaterland, für den am letzten Ende sie vorbereiten halfen, ist an ihre Stelle getreten. – Wegen der in diesem Jahre in Berlin abzuhaltenden Europa-Meisterschafts-Regatta hat sich der Ausschuss des Deutschen Ruder-Verbandes an Mons. Gregoire in Brüssel gewendet, dass er mit der Zentrale der Fisa in Paris verhandele. Die Deutsche Meisterschaftsregatta ist abgesagt. Der Deutsche Rudertag ist zunächst auf unbestimmte Zeit vertagt. Der 1. Vorsitzende des DRV Herr Geheimrat Büxenstein befindet sich als Chef des freiwilligen Automobilkorps bereits in Danzig, desgl. Herr Hermann Wendt, der Kassenwart des DRV. Von den deutschen Rudervereinen steht eine ganz gewaltige Zahl der Mitglieder bereits unter den Fahnen, die jüngeren noch nicht fahnenpflichtigen, haben sich fast sämtlich freiwillig gemeldet, ein glänzendes Zeichen für den echt deutschen vaterländischen Geist unserer Jugend, den anzuerziehen von jeher eine der wichtigsten Aufgaben des Sports gewesen ist. Auch für unsere Rudervereine werden nun durch den Krief schwere Zeiten anbrechen, denn auf einer Seite bleiben die laufenden pekuniären Verpflichtungen bestehen, während auf der anderen die Anzahl der zahlenden Mitglieder erheblich zusammengeschmolzen ist. Und doch darf es auch hier keinen Stillstand geben, denn es gilt nicht nur das Errungene festzuhalten, sonders es gilt den Nachwuchs mit doppeltem Eifer und besonderer Liebe heranzubilden, um dereinst die Lücken, welche der Krieg reissen wird, so bald als möglich wieder ausfüllen zu können, es gilt vor allem ferner neue Mitglieder zu werben, was unter den gegebenen Verhältnissen doppelt schwer sein wird. Bei diesen schweren Aufgaben wollen wir den Rudervereinen nach wie vor nach Kräften zu helfen versuchen und wollen deshalb unsere Zeitschrift auch jetzt weiter erscheinen lassen, natürlich den veränderten Verhältnissen entsprechend in kleinem Umfange. Wir möchten daher an unsere werten Leser, denen es nicht vergönnt ist mit in den Kampfe zu ziehen, die Bitte richten, unsere Bemühungen auch in dieser schweren Zeit, in welcher jede materielle Vorteil von vorn herein ausgeschlossen ist, tatkräftigst zu unterstützen, indem sie wie bisher treu zu uns halten und gemeinsam mit uns in deutscher Treuer und mit deutscher Zähigkeit für die Erhaltung und Fortentwicklung des deutschen Rudersportes kämpfen.

Im Anschluss hieran möchten wie die deutschen Rudervereine bitten, ihre Bootshäuser für die verwundeten deutschen Krieger, welche, nachdem sie aus der Obhut des Arztes entlassen sind, noch der Genesung bedürfen, als Genesungsheime einzurichten, und so auch auf diese Weise unserem Vaterlande zu dienen. Denn es kann wohl kaum besser geeignete Genesungsheime geben als die idyllisch meist fernab vom Trubel der Städte gelegenen Bootshäuser. Wir zweifeln nicht daran, dass alle Vereine diesem unseren Vorschlage gern und freudig entsprechen werden.

Schließlich möchten wir die verehrlichen Vorstände der Rudervereine unseres Vaterlandes bitten, uns mitzuteilen, wer von ihren Mitgliedern dem ehrenvolle Rufe des Vaterlandes zu den Waffen gefolgt ist, wobei wir bitten, Vor- und Zuname und wenn möglich auch den Truppenteil anzugeben.

Wassersport Nr. 43 - 29. Oktober 1914

Seite: 703

Nachruf Martin Wendling

An einem überraschend schnell verlaufenden Leberleiden ist Martin Wendling in bester Manneskraft verschieden. Im süddeutschen Rudersport war der Verstorbene eine der bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten. In seiner Vaterstadt Offenbach gehörte er ebenso wie seine bereits vor ihm verstorbenen Brüder zu denjenigen jungen Männern, die dem gerade im Aufblühen begriffenen Rudersport eine geachtete Stellung erobern halfen. Die vier Brüder Wendling haben sich unvergängliche Verdienste um den Offenbacher Ruderclub „Teutonia“ und den aus diesem Club hervorgegangenen Offenbacher Ruder-Verein von 1874 erworben. Georg Wendling, zweitältester, gehörte zu den Gründern des Ruder-Club „Teutonia“, welchem später auch Fritz Wendling beitrat. Als von 1876 an die Ruderei in Offenbach a.M. in sportliche Bahnen einlenkte, trat der älteste der Brüder, Henrich Wendling, an die Spitze des Offenbacher Ruder-Vereins. Nach väterlicher Tradition dem Baufache zugetan, waren die drei Brüder besonders auch bei Einrichtung der verschiedenen Bootshäuser mit Rat und Tat bei der Hand. Der älteste Bruder, Henrich Wendling, hatte Jahre hindurch als weitaus der älteste unter den jungen Sportfreunden für die zum Gedeihen notwendige Eintracht zu sorgen. Eine joviale, gutmütige Persönlichkeit durch und durch gelang ihm dies auch vorzüglich. Als der sogenannte „Berkevatter“ lebt der früh verstorbene in der Erinnerung in süddeutschen Sportkreisen weiter. Die Brüder Georg und Fritz Wendling ruderten mit Erfolg, namentlich Fritz Wendling in den ersten Mannschaften, die für den Offenbacher Ruder-Verein an den Start gingen. Martin Wendling, 1864 geboren, musste seine Lust am Rudern zügeln bis er der Schule entwachsen war. Dann trat er aber auch sofort energisch in das Sportleben ein, wie er es bei seinen älteren Brüdern als Beispiel vor Augen gesehen hatte. Mit 17 Jahren ruderte Martin Wendling als Bugmann in jeder guten Mannschaft des Offenbacher Ruder-Vereins, die im Jahre 1881 mit ihrem Boot „Alice“ fünf Rennen siegreich bestritt. Fünf Rennen siegreich in einem Sommer zu landen war zu jener Zeit eine Seltenheit ersten Ranges. Auch in den späteren Jahren konnte Martin Wendling sich noch lange als Rennruderer betätigen. Er leistete dann seine Dienstpflicht im Großherzoglich-Hessischen Leibgarde Regiment Genüge, um bald nach seiner Entlassung in den Ehestand zu treten. Als Prokuraträger einer größeren Firma der Maschinenbranche musste er öfter größere Reisen auch in Ausland unternehmen, er fand aber daneben die notwendige Zeit, um im Vorstande des Offenbacher Ruder-Vereins eine fruchtbringende Tätigkeit zu entfalten. In guten wie schlimmen Jahren führte er die Geschäfte des Vereins mit Sicherheit und mit Glück. Große Katastrophen, wie die Zertrümmerung sämtlicher Rennboote, Abbrennen des Bootshauses, konnten seinen Mut nicht mindern. Er fand immer Mittel und Wege, das Weiterbestehen seines Vereins zu sichern. Die Dankbarkeit seiner Vereinsgenossen verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft des Offenbacher Ruder-Vereins. Drei Söhne, die ihm heranwuchsen, folgten seinem Beispiel in teilweise sehr erfolgreicher Ausübung des Rudersports. Einer seiner Söhne ruderte für die Kasteler Rudergesellschaft v. 1880.

Nachdem Martin Wendling über dreißig Jahre neben seinem Berufe keine andere Aufgabe gekannt hatte, als seinem Vereine zu dienen, geriet er vor wenigen Jahren mit dem Vorstande in Mißverständnisse, die ihn zu dem gewiss bitteren Entschlusse brachten, aus dem Offenbacher Ruderverein auszutreten. Er wendete sich der Offenbacher RG. „Undine“ zu, in welcher er keine geringe Anzahl von Freunden hatte. Seit fünfzehn Jahren war Martin Wendling Starter der Frankfurter Regatta, ein Amt, welches er als alter Praktiker zur größten Zufriedenheit der Mannschaften ausübte. Seine Frau und drei erwachsene Söhne trauern mit seinen vielen Freunden um den zu früh Geschiedenen. Sein ältester Sohn Willy, der als Offizier-Stellvertreter im 168. Infantrie-Regiment in Frankreich kämpfte, kam mit seinem Schuß am Fuße aus dem Felde zurück. Er wurde als erster unter den Offenbacher Ruderern mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Rudersport Nr. 45 - 4. November 1914

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Nachruf Martin Wendling

Martin Wendling +. Am Samstag starb in Offenbach a. M. im Alter von 51 Jahren der langjährige frühere Vorsitzende des Offenbacher Rudervereins. Seit Jahresfrist hatte ein tückisches inneres Leiden die Kräfte des überaus rüstigen Mannes untergraben, dem er nunmehr nach langem Schmerzenslager erlag.

Mit Martin Wendling scheidet ein Ruderer vom Schauplatz, dessen Name mit der Entwicklung der Ruderei in Süddeutschland eng verknüpft ist. Er war einer der Pioniere, welche das Interesse für das Rudern in weiteren Kreisen weckten und hat als einer der ersten süddeutschen Rennruderer, welche sich neben dem Ruderern der Frankfurter „Germania“ auf dem Schauplatz wagten, schöne Erfolge erzielt. Er gehörte jener Mannschaft an, welche nach dem Namen des Bootes den Beinamen die unbesiegte Alice-Mannschaft führte und welche, als sie den Beinamen der Unbesiegtheit ablegen musste, mit steter neuer Besetzung vorbildliche tüchtige Leistungen bot.

Martin Wendling ging in dem Bestreben, das Rudern zu fördern, ganz in diesem auf, und er hat im Zusammenwirken mit zwei vor ihm verstorbenen Brüdern wesentliche Opfer hierfür gebracht. Er war infolge seiner gewinnenden Liebeswürdigkeit eine gern gesehene Erscheinung bei den süddeutschen Ruderwettfahrten und hat als Vorstandsmitglied, Vereinsvorsitzender und in Richter-Ämtern stets hervorragende Weise sein Bestes eingesetzt. Lange hat er bei den Veranstaltungen des Frankfurter Regattavereins als Starter-. Ziel- und Bahnrichter als zuverlässige Kraft gewirkt, sich an jedem ihm zugewiesenen Posten gestellt und ihn mit Treue verschrieben.

Eine unverwüstliche scheinende, blühende Gesundheit hätte ihm nach menschlicher Voraussicht ein hohes Alter erreichen lassen, als ihn unerwartet ein schweres Leiden niederzwang. Mit ihm geht ein treuer Förderer des Ruderns dahin, dessen Andenken in den weiten Kreisen, die ihn kennen und schätzen gelernt hatten, in hohen Ehren bleiben wird.

Die Trauerfeier für Martin Wendling, dessen irdische Hülle am 26. v.Mts. im Krematorium des hiesigen Friedhofs den Flammen übergeben wurde, nahm einen erhebenden Verlauf. Eine stattliche Reihe von Leidtragenden aus Offenbach und Frankfurt a.M. hatten sich in der Trauerhalle eingefunden, um den Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Der schliche Sarg ragte aus einem Berg von Blumen und Kränzen hervor, daneben hatte der Landwehrverein mit umflorter Fahne Aufstellung genommen. Ein Choral eröffnete die Feier, der Geistliche hielt eine zu Herzen gehende Ansprache, indem er die Tugenden des Verstorbenen pries und auf seine erspriessliche Arbeit im gewerblichen Leben hinwies. Hierauf sprach Georg Kräger jr., namens des Offenbacher R.V. und legte in dankbarer Würdigung der Verdienste Wendlings um den Verein einen prächtigen Kranz nieder, für den Frankfurter R.V. widmete Rudolf Merck in schlichter Ansprache das letzte Liebeszeichen. Namens der Familie nahm der jüngste Sohn, der als Leichtverwunderter der 168er in Offenbach weilt, die Beileidsbezeugungen entgegen, da die beiden anderen Söhne, der eine mit dem Eisernen Kreuz geschmückt, zurzeit im Felde stehen.

Anhang 1914

Beiträge 1914

Beitrag Aktive 36 Mark
Beitrag Passive 6 Mark
Eintritt 5 Mark

Bootspark 1914

Einer 3
Doppelzweier 1
Vierriemer-Ausleger-Rennboote 3
Achtriemer-Ausleger-Rennboote 3
Übungsboote 4
Privatboote 4


Ruderregatten 1914


Errungene Siege seit bestehen bis zum Jahr 1914: 58



Aus den Chroniken

25-Jahr-Chronik

Jahr nach dem andern, bis im Jahre 1914 am 1 . August durch die Kriegsfurie alles auseinandergerissen wurde.
„Mobilmachung, Krieg, Kampf, Sieg, Niederlage“ Diese Worte bildeten seit jenem Tag den Unterhaltungsstoff. Wer dachte noch an Sport?
Es galt das Vaterland zu schützen! Deutsche Männer, und an der Spitze die Deutschen Sportsleute, zogen hinaus, die Grenzen unseres uns allen heiligen Vaterlandes zu verteidigen. Sie fürchteten weder den Tod noch Entbehrung; Sie kannten nur eines, Ihr—Vaterland!!
Schwer war oft der Abschied vom elterlichen Hause. Der Mutter Herz wollte brechen vor Schmerz und des Vaters Haltung, aufrecht und Stolz, wie es Deutschen ziemt, konnte die in ihm aufkommenden Sorgen nicht verbergen. „Leb’ wohl mein Sohn, kehre als deutscher Sieger zurück zu uns“, waren feine väterlichen Worte. Und so zogen sie hinaus, Jahre hindurch, die Alten und die Jungen. Gegen eine Welt von Feinden hatten sie zu kämpfen. Das Vaterland war in Gefahr, es mußte gerettet werden.
Viele von unseren Kameraden zogen mit und nur wenige kehrten wieder. Allen diesen, die ihr Blut fürs Vaterland opferten, wird in unserem Herzen ein dauerndes Gedächtnis bewahrt bleiben.
Den Heldentod für‘s Vaterland starben folgende Vereinskameraden:
Ahrens, Heinz
Heck, Richard
Böhmen Willi
Müller, Heinrich
Endres, Ernst
Seibold, Lorenz
Gerhardt, Karl
Sand, Ludwig Hoth, Robert
Gaubatz, Peter

Gestorben infolge Verwundung oder Krankheit:
Gripp, Heinrich
Ruppenthal, Richard
Reis, Theo
Tätzner Hermann

Vermißt:
Busch, Ernst.

Ehre ihrem Andenken!
Der Krieg mit seinem unglückseligen Ende war vorüber und stark gelichtet waren unsere Reihen. Wieviel hoffnungsvolle Jugend war dahin gerafft und wieviel guter deutscher Sportsgeist mit versunken. Unersetzliche Werte für uns und unser Vaterland.

100-Jahr-Chronik

Am 1. August 1914 beginnt der 1. Weltkrieg. Aus diesem Kriege kehren viele unserer Ruderkameraden nicht mehr zurück. Es sind die Herren: Heinz Ahrens, Willi Böhmer, Ernst Endres, Karl Gerhardt, Robert Hoth, Karl Augenthaler, Richard Heck, Heinrich Müller, Lorenz Seibold, Ludwig Sand, Peter Gaubatz, Heinrich Gripp, Theo Reiss, Richard Ruppenthal, Hermann Tätzner und Ernst Busch.
Als der Krieg zu Ende ist, steht dem ORV eine schwere Zeit bevor. Die Reihen unserer Mitglieder sind gelichtet und ein gutes Stück deutschen Sportlebens ist vernichtet worden. Große Werte für unser Heimatland sind verloren gegangen. Trotzdem regt sich bald wieder der Wille zu neuem Aufbau im familiären Sinne durch Ausflüge der Mitglieder des ORV. Nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II am 19.11.1918 ist in Offenbach vieles anders geworden. Die Arbeiter- und Soldatenräte regieren hier. Im Jahre 1917 ist bereits der Zar abgesetzt worden; in Russland findet in diesem Jahre die kommunistische Oktoberrevolution statt, die die Grundlage der sozialistischen Bewegung in der Weh werden soll. 1919 beginnt das Jahr mit der ersten Arbeitslosigkeit.
Offenbach hat über 3 ½ Tausend männliche und weibliche Arbeitslose: Am 18.4.1919 wird beim Karfreitagsputsch die Kaserne in der Bieberer Straße gestürmt. Es gibt 17 Tote und 26 Verletzte. 1919 wird auch der Güterbahnhof in Betrieb genommen. Offenbach hat knapp 75.000 Einwohner; 7.000 Einwohner werden vermisst, 2.000 sind im Krieg gefallen.

25-Jahr-Chronik

Der 1. Weltkrieg beginnt am 1. August 1914. Aus diesem Krieg kehren viele unserer Ruderkameraden nicht mehr zurück. Nach dem Krieg steht dem Verein eine schwere Zeit bevor. Die Reihen unserer Mitglieder sind gelichtet. Trotzdem regt sich bald wieder der Wille zu einem Neuaufbau.

Erste Bootstaufe nach dem 1. Weltkrieg. Getauft werden Mainperle, Möwe und Forelle

Bilder 1914


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